ANMERKUNGEN UND REGELVARIANTEN

Leitlinien für Zeitstrafen

Überarbeitete Leitlinien gültig ab 1. Juli 2024

Einleitung

Zeitstrafen für alle oder bestimmte verwarnungswürdige Vergehen sind im Junioren-, Senioren-, Behinderten- und Breitenfussball zulässig, sofern der  ationale Fussballverband, die Konföderation oder gegebenenfalls die FIFA für den fraglichen Wettbewerb seine bzw. ihre Zustimmung erteilt.

Bei seiner 138. Jahresversammlung verabschiedete der IFAB eine überarbeitete Version der Leitlinien für Zeitstrafen, die wie alle Regeländerungen am 1. Juli 2024 in Kraft treten, aber bereits früher eingeführt werden dürfen. 

Inhaltliche Änderungen an den Leitlinien sind unterstrichen (sprachliche Änderungen sind nicht markiert).

Auf Zeitstrafen wird in folgender Regel verwiesen:

Regel 5 - Schiedsrichter

5.3 Rechte und Pflichten – Disziplinarmassnahmen 

Der Schiedsrichter hat die Befugnis, ab dem Betreten des Spielfelds vor Spielbeginn bis zum Verlassen des Spielfelds nach dem Spiel, einschliesslich während der Halbzeitpause, der Verlängerung und des Elfmeterschiessens, gelbe und rote Karten zu zeigen und, wenn es die Wettbewerbsbestimmungen zulassen, einen Spieler mit einer Zeitstrafe vorübergehend vom Spiel auszuschliessen.

Eine Zeitstrafe erfolgt, wenn ein Spieler ein verwarnungswürdiges Vergehen begeht und dafür sofort vorübergehend vom Spiel ausgeschlossen wird. Dank ihrer sofortigen Wirkung können Zeitstrafen das Verhalten des fehlbaren Spielers und möglicherweise seines ganzen Teams unmittelbar positiv beeinflussen.

Der nationale Fussballverband, die Konföderation oder die FIFA sollte in den entsprechenden Wettbewerbsbestimmungen ein Zeitstrafenprotokoll mit folgenden Richtlinien erlassen:

Nur für Spieler

  • Zeitstrafen können nur gegen Spieler (einschliesslich Torhütern) ausgesprochen werden, die ein verwarnungswürdiges Vergehen begehen, nicht aber gegen Einwechselspieler oder ausgewechselte Spieler.

Zeichen des Schiedsrichters

  • Der Schiedsrichter signalisiert eine Zeitstrafe, indem er dem fehlbaren Spieler die gelbe Karte und dann mit beiden Armen zur Strafbank zeigt, die sich in der Regel in der technischen Zone des betreffenden Spielers befindet.

Dauer der Zeitstrafe

  • Für jedes Vergehen dauert die Zeitstrafe gleich lange.
  • Die Zeitstrafe sollte 10–15 % der gesamten Spielzeit dauern (z. B. 10 Minuten bei einem 90-minütigen Spiel, 8 Minuten bei einem 80-minütigen Spiel).
  • Die Zeitstrafe beginnt, wenn das Spiel fortgesetzt wird, nachdem der fehlbare Spieler das Spielfeld verlassen hat.
  • Der Schiedsrichter sollte in die Zeitstrafe die Zeit einrechnen, die am Ende einer Halbzeit wegen Unterbrechungen (Auswechslungen, Verletzungen, Torjubel etc.) nachgespielt wird.
  • Die Wettbewerbsorganisatoren entscheiden, wer dem Schiedsrichter beim Stoppen der Zeitstrafen hilft, z. B. ein Delegierter, der vierte Offizielle, ein Schiedsrichterassistent oder allenfalls ein Teamoffizieller.
  • Nach Ablauf der Zeitstrafe darf der Spieler von der Seitenlinie aufs Spielfeld zurückkehren, sobald der Schiedsrichter bei der nächsten Spielunterbrechung die entsprechende Erlaubnis erteilt hat.
  • Wann ein Spieler zurückkehren darf, entscheidet allein der Schiedsrichter.
  • Ein Spieler, der eine Zeitstrafe verbüsst, darf erst nach Ablauf seiner Zeitstrafe ausgewechselt werden (sofern sein Team das Kontingent an Auswechslungen und/oder Auswechselgelegenheiten (sofern zutreffend) noch nicht ausgeschöpft hat).
  • Wenn eine Zeitstrafe am Ende der ersten Halbzeit (oder am Ende der zweiten Halbzeit im Falle einer Verlängerung) noch nicht abgelaufen ist, muss der Rest zu Beginn der zweiten Halbzeit (bzw. der Verlängerung) verbüsst werden.
  • Ein Spieler, dessen Zeitstrafe am Ende des Spiels noch nicht abgelaufen ist, darf am Elfmeterschiessen teilnehmen.

Aufenthalt während einer Zeitstrafe

  • Ein Spieler muss eine Zeitstrafe innerhalb der technischen Zone (sofern vorhanden) oder beim Trainer/technischen Stab seines Teams verbüssen, es sei denn, er hält sich für den weiteren Einsatz warm (wobei die gleichen Bedingungen gelten wie für das Aufwärmen der Einwechselspieler).

Vergehen während einer Zeitstrafe

  • Ein mit einer Zeitstrafe belegter Spieler, der während seiner Zeitstrafe ein verwarnungs- oder feldverweiswürdiges Vergehen begeht, wird endgültig vom Spiel ausgeschlossen und darf weder ersetzt noch ausgewechselt werden.

Weitere Disziplinarmassnahmen

  • Die Wettbewerbsorganisatoren oder nationalen Fussballverbände entscheiden, ob Zeitstrafen den zuständigen Instanzen zu melden sind und weitere Disziplinarmassnahmen verhängt werden (z. B. Sperre bei einer bestimmten Anzahl Zeitstrafen wie bei Verwarnungen).

Systeme für Zeitstrafen

Bei einem Wettbewerb darf für Zeitstrafen nur eines der folgenden Systeme eingesetzt werden:

  • System A: bei allen Verwarnungen
  • System B: bei bestimmten Verwarnungen

System A: Zeitstrafen bei allen Verwarnungen

  • Alle verwarnungswürdigen Vergehen werden mit einer Zeitstrafe geahndet.
  • Ein Spieler, der im selben Spiel zum zweiten Mal verwarnt wird:
    • erhält eine zweite Zeitstrafe und wird nach ihrem Ablauf vom Spiel ausgeschlossen,
    • darf nach Ablauf der zweiten Zeitstrafe durch einen Einwechselspieler ersetzt werden, sofern sein Team das Kontingent an Auswechslungen und/oder Auswechselgelegenheiten (sofern zutreffend) noch nicht ausgeschöpft hat (weil das Team mit der zweimaligen Unterzahl während der Zeitstrafen bereits bestraft wurde).

System B: Zeitstrafen bei bestimmten Verwarnungen*

  • Nur bestimmte verwarnungswürdige Vergehen werden mit einer Zeitstrafe geahndet.
  • Alle anderen verwarnungswürdigen Vergehen werden mit einer gelben Karte ohne Zeitstrafe bestraft.
  • Ein Spieler, der im selben Spiel zweimal verwarnt wird, wird des Feldes verwiesen, selbst wenn eine oder beide Verwarnungen für ein Vergehen ausgesprochen wurden, das mit einer Zeitstrafe geahndet wurde.

*Für einige Wettbewerbe kann es sinnvoll sein, Zeitstrafen auf verwarnungswürdige Vergehen zu beschränken, die allein das Verhalten betreffen wie:

  • Simulieren,
  • absichtliches Verzögern der Spielfortsetzung durch das gegnerische Team,
  • Protestieren, verbale Äusserungen oder Gesten,
  • Verhindern oder Unterbinden eines aussichtsreichen Angriffs durch Halten, Ziehen, Stossen oder absichtliches Handspiel,
  • unzulässiges Antäuschen bei der Ausführung eines Strafstosses durch den Schützen.