Nach einer Reihe aufsehenerregender Situationen und angesichts der Erwartung, dass eine klare Abseitsstellung nicht jedes Mal aufgehoben werden sollte, wenn sich ein Gegner bewegt und den Ball berührt, haben der IFAB und die FIFA nach Rücksprache mit Interessengruppen des Fussballs die Richtlinien für die Unterscheidung zwischen „absichtlicher Aktion“ und „abgefälschtem Ball“ präzisiert.
Der massgebende Teil von Regel 11 hält Folgendes fest (Hervorhebung hinzugefügt):
2. Abseitsvergehen
Ein Spieler, der sich zum Zeitpunkt, in dem ein Mitspieler den Ball spielt oder berührt, in einer Abseitsstellung befindet, wird nur bestraft, wenn er aktiv am Spiel teilnimmt, indem er:
(…)
- sich einen Vorteil verschafft, indem er den Ball spielt oder einen Gegner beeinflusst, wenn der Ball:
- von einem Torpfosten, der Querlatte, einem Spieloffiziellen oder einem Gegner zurückprallt oder abgelenkt wird,
(...)
Ein Spieler verschafft sich keinen Vorteil aus einer seiner Abseitsstellung, wenn er den Ball von einem gegnerischen Spieler erhält, der den Ball absichtlich spielt (auch per absichtlichem Handspiel), es sei denn, es handelt sich dabei um eine absichtliche Torverhinderungsaktion eines gegnerischen Spielers.
Eine Änderung von Regel 11 ist nicht nötig. Damit die Erwartung des Fussballs deutlich wird, müssen aber die Richtlinien zur Unterscheidung zwischen „absichtlicher Aktion“ und „abgefälschtem Ball“ wie folgt präzisiert werden:
Eine „absichtliche Aktion“ liegt vor, wenn ein Spieler den Ball unter Kontrolle bringen könnte und die Möglichkeit hat:
- den Ball einem Mitspieler zuzuspielen oder
- in Ballbesitz zu gelangen oder
- zu befreien (z. B. mit dem Fuss oder dem Kopf).
Wenn der Pass, der Versuch, in Ballbesitz zu gelangen, oder die Befreiung durch den Spieler, der den Ball unter Kontrolle bringen könnte, ungenau ist oder misslingt, ändert dies nichts daran, dass der Spieler den Ball „absichtlich“ gespielt hat.
Ob ein Spieler den Ball unter Kontrolle bringen könnte und folglich „absichtlich spielt“, ist anhand folgender Kriterien zu beurteilen:
- Der Ball legte eine gewisse Distanz zurück, und der Spieler hatte klare Sicht auf den Ball.
- Der Ball bewegte sich langsam.
- Der Ball ging in eine zu erwartende Richtung.
- Der Spieler hatte Zeit, seine Körperbewegungen zu koordinieren (d. h. keine instinktiven Streck-, Sprung- oder sonstigen Bewegungen mit begrenzter Ballberührung/-kontrolle).
- Ein Ball am Boden ist einfacher zu spielen als ein Ball in der Luft.
Videobeispiele zur Präzisierung der für eine „absichtliche Aktion“ geltenden Richtlinien, bei der es sich um keine Regeländerung handelt, sind untenstehend zu finden.